Und wieder formieren sich die Ökonomen, um gegen die Eurokrisen-Politik die Stirn zu bieten, diesmal gegen die Bankenunion: Am 5.7.2012 untezeichnen 172 Ökonomen einen offenen Brief. Der bekannteste unter ihnen ist der prominente Chef des Münchener Ifo Instituts, Hans-Werner Sinn.
Kritisiert werden vor allem die beim jüngsten Spitzentreffen beschlossenen Pläne für eine Bankenunion. In der FTD ist zu lesen «Vor allem der “Schritt in die Bankenunion” bereitet ihnen “große Sorge”, heißt es in den zwei längeren Absätzen, aus denen der Kerntext besteht. “Banken müssen scheitern dürfen”, ist ein Kernsatz. Von einer “Sozialisierung der Schulden” ist die Rede.»
Helmut Lütkepohl vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) hat den offenen Brief ebenfalls unterzeichnet und nimmt im Tagesspiegel in einem Interview hierzu Stellung.
Stammtisch-Ökonomie?
Dieser Meinung bin ich ganz und gar nicht. Es ist an der Zeit, dass sich die Wirtschaftswissenschaftler zu Wort melden. Leider nehmen die Politiker die Ratschläge der Ökonomen nicht an und bestätigen das zu sein, was wir Ökonomen bereits in den ersten Vorlesungsstunden über sie erfahren:
Politiker sind Stimmenmaximierer!
Begriffe zum Thema, welche u.a. im offenen Brief angesprochen werden:
In der Ökonomie wird ein solches Verhalten unter dem Begriff des Moral Hazard gefaßt, welches insbesondere beim Banking eine wichtige Rolle spielt: Banken mit Staatsgarantie haben einen deutlich höheren Anreiz zu riskantem Verhalten, denn die Erträge sind damit garantiert. Falls etwas schiefgehen würde, würden die Kosten der Allgemeinheit angelastet werden.
Auch der Begriff “too big to fail” fällt in diese Kategorie, denn wenn Banken eine gewisse Größe haben, dann können sie nicht Konkurs gehen, ohne das gesamte System zu gefährden – der Staat würde einspringen; wir haben dies während der Finanzkrise 2007 mehrfach erlebt. Also nehmen wir nicht weiterhin alles kommentarlos hin, was uns die Politik auftischt und machen wir uns selbst Gedanken, welche Gefahren unserer Wirtschaft drohen!